Audi und das verflixte siebte Jahr
Die Zeit der verwirrenden Zahlenspiele ist beim Automobilhersteller Audi nun vorbei. Im verflixten siebten Jahr ändert Audi seine Kennzeichnungslogik und kehrt zurück zu den alten „Erfolgspfaden“. Nachdem sich Audi im Jahr 2017 als erster und bisher einziger Hersteller dazu entschlossen hatte, die Modellkennzeichnungen neu zu ordnen und die Fahrzeuge mit zweistelligen Zahlen in Leistungsklassen einzuordnen, ist damit nun schon wieder Schluss.
Der Weg war seinerzeit gewählt worden, um die branchenübliche Verwendung von Hubraumangaben zu durchbrechen und mit dem damals noch recht neuen Elektromobilitätstrend eine neue Kennzeichnungssystematik einzuführen.
Die Idee war es, durch zweistellige Zahlen, wie zum Beispiel 30, 55 und 70, neue Modellcluster zu definieren, die die Leistung der Motoren in Kilowatt kennzeichnen. Dies sollte sowohl für die noch verbleibenden Verbrennungsmotoren als auch für alle Elektrofahrzeuge erfolgen. Soweit die Theorie! Doch in der Praxis ist dieses Vorhaben gescheitert und die neue Nomenklatur wird nach nur sieben Jahren bereits wieder zu Grabe getragen.
Wie die innomark GmbH bereits 2017 in einigen Veröffentlichungen prognostiziert hatte, war das Konzept zu kompliziert und kleinteilig und konnte sich bei den Kunden nicht durchsetzen. Ohne eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Kennzeichnungssystem war die Logik nicht zu verstehen. Es war nur zu erkennen, dass die Nennleistung des Motors mit größer werdenden Zahlen steigt. Eine Verwechslungsgefahr mit der alten branchenkonditionierten Logik war vorhersehbar und ist auch eingetreten. Denn die über Jahrzehnte am Hubraum orientierte Modellkennzeichnung war in den Köpfen der Kunden tief verankert und führte regelmäßig zu Verwechslungen mit der neuen von Audi praktizierten Systematik.
Nun wurde in Ingolstadt die Reißleine gezogen. Audi kehrt zu einer einfacheren und in sich schlüssigeren Logik zurück. Zukünftig bleibt es bei den eingeführten Modellreihenkennzeichnungen A4, A5, A6, A7 usw. Im Sortimentsbaukasten wird lediglich ein wenig umstrukturiert. Ab dem Jahr 2024 werden alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ungerade Zahlen und Fahrzeuge mit Elektromotoren gerade Zahlen tragen. Aus einem A4 mit Verbrennungsmotor wird dann ein A5 und auch die größeren Modelle aus der Sechserbaureihe werden mit Verbrennungsmotor zu A7 Fahrzeugen. Dies führt zwar kurzfristig auch zu einer Restrukturierung, aber wenn diese Bereinigung der Kennzeichnungslogik dann erfolgt ist, wird das System gestaltungsoffen, logisch und weitaus einfacher zu verstehen sein als der bisherige Weg.
Thomas Schiefer nimmt als geschäftsführender Gesellschafter der innomark GmbH in unregelmäßigen Abständen zu aktuell in der Diskussion befindlichen Markenthemen Stellung.