Neue Typenschilder – Audi führt eine neue Nomenklatur bei den Fahrzeugkennzeichnungen ein
Audi ist der erste Hersteller, der die branchenübliche Verwendung von Hubraumkennzeichnungen zur Unterscheidung der Fahrzeuge über Bord wirft.
Was über Jahrzehnte bei vielen Fahrzeuganbietern gängige Praxis war, nämlich dass der Begriff 2,0 für 2 l Hubraum, 3,0 für 3 l Hubraum usw. steht, wurde bei Audi hinterfragt und soll zukünftig geändert werden. Im Zuge der E-Mobilisierung und der Verwendung von Elektromotoren in den zukünftigen Fahrzeuggenerationen hat Audi hier eine neue Kennzeichnungslogik geschaffen. Da Elektromotoren keinen Hubraum oder eine vergleichbare Angabe haben, die man in Analogie zu den Verbrennungsmotoren verwenden kann, hat Audi ein neues Kennzeichnungssystem für alle Modellreihen entwickelt, dass ab Herbst 2017 Anwendung findet.
Zukünftig sollen zweistellige Zahlen wie z.B. 30, 55 und 70 für die Leistungsklassen bei Audi stehen. Die Zahlen steigen jeweils in Fünfer-Schritten und repräsentieren die Hierarchie im gesamten Modellprogramm von Audi. Das Ziffernpaar 30 kennzeichnet zukünftig z.B. alle Fahrzeuge, die zwischen 81 und 96 kW Leistung haben, unabhängig von ihrer Antriebsart. Die Zahl 45 steht für den Leistungsbereich von 169 bis 185 kW. Aktuell ist die höchste verwendete Ziffernkombination die 70, die alle Fahrzeuge mit mehr als 400 kW kennzeichnet.
Inwieweit Audi es schafft, die branchenkonditionierte Verwendung der Hubraumangaben damit aufzubrechen bzw. vergessen zu machen, wird sich zeigen.
Es besteht jedoch der Verdacht, dass der Endkunde die Leistungsklassen aufgrund der sehr kleinteiligen Unterscheidung nicht auseinanderhalten kann. Vermutlich wird der Kunde ohne detaillierte Auseinandersetzung mit dem Kennzeichnungssystem lediglich verstehen, dass die Nennleistung des Motors mit größer werdenden Zahlen steigt. Eine Verwechslungsgefahr mit der „alten“ branchenkonditionierten Logik ist hier vorhersehbar, da es z.B. Fahrzeuge wie den Mercedes E50 (50 steht für 5,0 l Hubraum) oder den Hyundai i40 oder i50 (i40 oder i50 sind Modellreihenkennzeichnungen unabhängig von der Nennleistung der Fahrzeuge) weiterhin im Markt gibt.
Inwieweit andere Hersteller hier nachziehen oder eigene Kennzeichnungskonzepte zur Integration der E-Motoren in die Angebotspalette der Antriebsarten entwickeln, bleibt abzuwarten.
Thomas Schiefer als geschäftsführender Gesellschafter der innomark GmbH nimmt in unregelmäßigen Abständen zu aktuell in der Diskussion befindlichen Markenthemen Stellung.